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Am 8. Oktober öffnete die größte Food Messe der Welt, die ANUGA in Köln. Bei der feierlichen Eröffnung, die von jungen MusikerInnen der Rheinischen Musikschule Köln umrahmt wurde, war ich einer der geschätzten 1.000 geladenen Gäste. Neben dem Bürgermeister der Stadt Köln, sprachen die Präsidenten des BVE und des BVL und als Ehrengast der Außenminister Guido Westerwelle, der in einer wirklich sehr interessanten Rede auf einige Handelshemmnisse einging, wie man sie in Deutschland 2011 eigentlich nicht mehr erwarten dürfte. Mit den Worten: „Wir leben von der Weltoffenheit“ und „Wir können auf die Globalisierung nicht mit Renationalisierung reagieren“ traf der den Nerv der Zuhörer.
Beim anschließenden Messerundgang mit Minister, habe ich mich dann sehr schnell ausgeklinkt, nicht ohne jedoch die Chance zu ergreifen, aus 1 Meter Entfernung ein Bild von unserem Außenminister aufzunehmen ;-). Die nächsten 7 Stunden bin ich dann ohne Unterlass durch die Messehallen gewandert und hatte zum Messeschluss um 18 Uhr noch lange nicht alles gesehen. Die Hallen mit Mopro, Fleisch und TK habe ich mir erst gar nicht angesehen, so waren es schon mehr Eindrücke als man verarbeiten kann.
Zur ANUGA ein paar Zahlen:
- In 11 Hallen
- auf 280.000 m 2
- stellen fast 7.000 Unternehmen
- aus 100 Ländern aus
- Partnerland dieses Jahr: Italien (über 2.000 Aussteller, das ist mehr als D)
- erwartet werden 150.000 Besucher
- davon die Hälfte aus dem Ausland
Die Bilder im Video habe ich während meines gestrigen Messetages gemacht. Die schlechte Qualität bitte ich zu entschuldigen, die Kamera lag zuhause und mit dem iPhone auf die Schnelle ein Foto zu machen, gelingt nicht immer so gut. Und mit jeder Stunde war mehr zu schleppen bzw. aus der Hand zu legen an Prospekten und Proben.
Die großen Trends der Messe sind nach meiner Beobachtung Clean Label (oder umgangssprachlich ausgedrückt: so wenig (deklarationspflichtige) Zusatzstoffe wie möglich, koscher und halal, sowie das große Thema: Nachhaltigkeit. Die nächsten Tage werde ich wohl damit beschäftigt sein, als diese Infos auszuwerten und die Inspirationen wirken zu lassen.
Ab heute gilt in Deutschland ein neues Arbeitszeitmodell, bei dem alle Arbeitnehmer die sogenannte „Alterstrukturierung des DFG“ in Anspruch nehmen können.
Laut § 7, Absatz 5.1 des Arbeitsgesetzbuches kann jede/r Arbeitsnehmer/in bis zum Geburtsjahrgang 1969 (Stichtag 31.12.1969), wenn sie/er bis dahin 25 Jahre in einem Arbeitsverhältnis stand, eine Ruhephase bis zum 60. Lebensjahr beantragen. Während dieser Zeit erhält dieses Person 72,5 % des letztes Netto-Lohnes(jeweils die Hälfte Arbeitgeber und Rentenkasse).
Sinn und Zweck dieser Regelung ist es, jüngeren Arbeitnehmer/innen einen besseren Start in das Berufsleben zu ermöglichen und den bisherigen Arbeitnehmern wird ermöglicht, die bis dahin erwirtschafteten Rentenbeiträge in einem „jungen“ Alter zu verleben. Während der „Altersstrukturierung“ dürfen keine weiteren Tätigkeiten ausgeführt werden, bei denen ein Lohn/Gehalt höher als 350,00 € (netto) erwirtschaftet wird.
Natürlich unterstützt unser Unternehmen diese Maßnahme voll und ganz und so können sich ab heute alle MitarbeiterInnen in der Personalabteilung das Antragsformular anfordern.
Der erste Antrag ist auch schon eingegangen. Ein Miarbeiter meiner Abteilung hat die Altersstrukturierung beantragt .
Herr Reiner Rech beginnt mit der Altersstrukturierung am Montag, dem 4. April 2011 und tritt als Vollzeitkraft wieder am 12.12.2028 (einen Tag nach dem 60. Geburtstag) in unser Unternehmen ein.
„Was kommt nach Bio?“ Unter diesem provokanten Titel hatte das Institut für Nachhaltige Ernährung und Ernährungswirtschaft, kurz iSuN, zu einer Tagung der anderen Art interessierte aus Forschung, Wirtschaft, Politik und konventioneller und alternativer Lebensmittelproduktion nach Münster geladen.
Schon beim Empfang im Treppenhaus merkte man, dass es hier nicht nach den normalen Tagungsregeln zugehen würde, wurden die Teilnehmer doch charmant von der Benutzung des Aufzugs weg, hin zur Treppe gelotst, um in den 3. Stock zu gelangen. Postkarten im Treppenhaus wiesen den Weg. Bei den Namensschildern dann die nächste Abweichung vom Üblichen, war doch neben Namen und Unternehmen auch noch ein Symbol aufgedruckt. Bei dem einen Käse, bei anderen Äpfel oder Croissants. Nach dem aufgedruckten Symbol musste man dann auch seinen Platz wählen. Der Sinn erschloss sich nach den ersten Impulsvorträgen. Alle Teilnehmer mit dem gleichen Symbol bildeten eine Diskussionsgruppe. Und bei der Auswahl der Teilnehmer hatten die Organisatorinnen darauf geachtet, sehr heterogene Gruppen zu mischen.
Im Laufe der Tagung die von Heike Leitschuh (Buch-Autorin und Beraterin für Nachhaltigkeit) kompetent und sehr stringent moderiert wurde, wechselten sich Vorträge (bis auf eine Ausnahme ohne Powerpoint, darauf wurde großen Wert gelegt) und Gruppenarbeit ab.
Dabei war der rote Faden wie die Zukunft der Ernährung aussehen könnte das ständige Thema.
Zuerst wurden die großen Trends der heutigen Zeit definiert:
Ein Anstieg der Lebensmittelkurse ist für Bundesagrarministerin Ilse Aigner nicht begründbar. Sie warnt die Lebensmittelbranche davor, das Preishoch an den Agrarbörsen auszunutzen. Mit Unverständnis reagiert Aigner auf die Ankündigung der Lebensmittelindustrie, spätestens im September die Preise für einige Nahrungsmittel zu erhöhen. Das derzeitige Preishoch an den internationalen Agrarbörsen sei kein hinreichender Grund. Aigner verwies erneut darauf, dass der Anteil des Getreidepreises am Brötchen nur 4 Prozent betrage. Für eine abschließende Bewertung will die Ministerin die Erntebilanz abwarten. Nach Angaben ihres Ministeriums ist noch unklar, ob es die Bilanz kommende Woche, wie geplant, vorstellen kann. Noch ist der Ernteabschluss nicht in Sicht, die Drescher müssen auf Grund der Witterung immer wieder stoppen. (sta)
So war es im Online-Nachrichtendienst der agrarzeitung zu lesen. Und wisst ihr was, da geht mir die Hutschnur hoch. Ich weiß nicht, wie eine Landwirtschaftsministerin von Spannen und Preisen in dem vor ihr zu vertretenden Gewerbe augenscheinlich so wenig Ahnung haben kann, dass sie sich zu solchen Aussagen hinreißen lässt.
Wieso sollten wir unsere Preise denn bitte nicht erhöhen? Weil z. B. die Müllerei so gnadenlos gute Spannen hat? Wir sind hier nicht in einer Branche, die problemlos mal kurz 100 % auf ihre Kosten drauf rechnet. Bei uns bewegt sich die Marge im deutlich einstelligen Bereich. Preissteigerungen, wie sie jetzt im Getreidebereich zu verzeichnen sind, können von den Mühlen nicht getragen werden und auch nicht von den Bäckern.
Zurzeit wird Mehl, wenn man die Börsenkurse für Getreide zugrundelegt, unter dem Weizenpreis verkauft. Dies geht natürlich nur in dem Fall, wenn Mühlen noch über Getreide verfügen, das vor den Preissteigerungen eingekauft wurde. Oder wenn ein früher Vertragsabschluss dazu zwingt. Mit diesen explodierenden Preisen hat niemand gerechnet.
Und da kommt die Landwirtschaftsministerin daher und warnt uns. Und meint, die Preissteigerungen seien kein hinreichender Grund. Was denn bitte, wenn nicht steigende Kosten, sieht Frau Aigner denn als hinreichenden Grund an?
Das Team von Schlauer Backen hat herausgefunden wohin die Orakel-Krake Paul abgetaucht ist. Die ganze Story auf SchlauerBacken.de
Mehr als wir verdauen können, Strategien zum Umgang mit der Informationsflut. Unter diesem Motto hatte der aid, der Infodienst für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz e.V. zum diesjährigen Forum eingeladen und 300 Personen waren gekommen. Abgesehen von dem nicht kleinen Wermutstropfen wie fehlenden Parkplätzen und einem viel zu kleinen, und in seinem 70er Jahre Chic nicht zu unterbietenden Raum, war es eine großartige Veranstaltung. Nachhaltig beeindruckt hat mich der Vortrag von Prof. Dr Christoph Klotter, (Dipl. Psych., Psychologischer Psychotherapeut). Er ist Professor für Ernährungspsychologie und Gesundheitsförderung an der Hochschule Fulda sowie Dekan des Fachbereiches Oeocotrophologie. Forschungsschwerpunkte: Adipositas und Gesundheitsförderung
Sein Vortrag trug den Titel „Warum wir es nicht schaffen, gesund zu bleiben“.
Zuerst räumte er mal mit der Überzeugung auf, wir würden immer kränker. Das Gegenteil ist der Fall:
• Die Lebenserwartung steigt immer noch
• Trotz älter werden erwarten uns mehr behinderungsfreie Jahre als früher
• Adipöse leben deutlich länger als noch vor 30 Jahren, mit Ausnahme der Diabetiker.
Unsere Wahrnehmung ist jedoch eine andere, und dass es immer noch Tod und Leiden gibt, kollidiert mit dem Anspruch der Moderne durch Fortschritt Tod und Leid zu minimieren, und eines Tages zu eliminieren. Da uns dies aber immer noch nicht gelungen ist, bleibt ein unterschwelliges Gefühl des Scheiterns zurück.
Zudem sehen wir uns einer ständigen Wertekonkurrenz gegenüber. Die Nachwirkungen der bürgerlichen Aufklärung (Vernunft und Fortschritt) und der Romantik mit ihrer Todessehnsucht und der Abenteuerlust. Übertragen auf die heutige Zeit heißt das: Im Beruf rational, zielstrebig und fleißig im Privaten die Freiheit und das Risiko (z.B. durch extreme Sportarten die immer mehr an Zulauf gewinnen) auskostend. So sind wir gefangen im Spannungsfeld zwischen planerisch, gesund und gefährlich.
Heute habe ich einen Mitarbeiter im Krankenhaus besucht. Es war schon der zweite Besuch. Beim ersten Mal vor ca 4 Wochen stand die Amputation von 2 Zehen in Folge einer Diabeteserkrankung kurz bevor. Heute nun, war auf die Zehenamputation die Amputation von Fuss und halbem Unterschenkel erfolgt. Die OP war Donnerstag und ehrlich gesagt hatte ich ziemlichen Bammel vor dem Besuch. Wie verhält man sich gegenüber einem Menschen, dessen ganzes Leben auf dem Kopf steht, dem die Möglichkeit genommen wurde, sich jemals wieder so durchs Leben zu bewegen, wie er das gewohnt ist, der nichts so sehr liebt wie mit seinem Hund spazieren zu gehen, und dem dies nun nicht mehr möglich sein wird.
Ich hatte erwartet einen zutiefst deprimierten Menschen vorzufinden. Einen Menschen, der mit seinem Schicksal hadert und der dem nachtrauert was einmal war und nie wieder sein wird. Und nicht zuletzt einen Menschen, der von den Nachwirkungen der ja mal gerade 2 Tage zurückliegenden OP noch sehr mitgenommen ist.
Aber es kam ganz anders. Herr Kutscher (Name stimmt natürlich nicht :-)) sass aufrecht im Bett. Sah aus wie immer, außer, dass da eben ein Stück fehlte. Auf die Frage wie es ihm ging, betonte er, wie froh er sei, dass die Schmerzen, die er vor der Amputation hatte, jetzt vorbei seien. Meine vorsichtige Frage, ob er vielleicht im Rollstuhl mit nach draußen kommen möge, beantwortete er mit: „Na klar“. Ich hatte gar keine Zeit mir Gedanken zu machen, wie er in den Rollstuhl kommt. Mit einer Selbstverständlichkeit, als würde er sich schon immer so fortbewegen, schwang er sich in den Rollstuhl und fuhr selbst zum Fahrstuhl. Auch schieben sollte ich ihn nicht, das ginge schon. Und auch das Manövrieren im Café, das wir nach unserem Ausflug nach draußen ansteuerten, gelang ihm, als hätte er jahrelange Übung.
Auf meine Frage ob er denn nicht sehr traurig sei, meinte er nur lapidar: „Warum denn? Ich kann es ja doch nicht ändern.“ Im Übrigen seien die Schwestern nett, die Ärzte kompetent, er müsse ja nur noch 2 Wochen im Krankenhaus bleiben, dann ginge es in die Reha und zuhause käme er bestimmt auch zurecht, es sei ja alles flach, ohne Stufen.
Der Besuch heute im Krankenhaus hat mich wirklich tief berührt und mit ganz viel Hochachtung für einen so tapferen und bemerkenswerten Menschen erfüllt, der seit heute für mich ein wirkliches Vorbild ist.
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